Dienstag, 25. September 2007


Wenn ihr gerade mal hören könntet was für eine Disco bei uns in der Wohung abgeht! Ihr würdets nicht glauben. Da wackelt das ganze klapprige, hellhörige Hochhaus... jetzt haben sie wenigstens die Tür zu gemacht :-) ach wie schön.
Vielleicht noch ein paar Eigenheiten der Spanier? Sie essen gerne komisches Essen, ich hab eine Tüte gesehen, die aussah wie eine Chipstüte. ABER da sind keine Chips drin, sondern getrocknete Schweineschwänzchen *ihhhh*
Und dann joggen die hier immer nachts und auch tags um einen kleinen Park, der in der Mitte der Riesenstraße Blasco Ibanes angelegt ist. Dabei haben die hier ein trockengelegtes und sehr grünes Flussbett in dem viele Sport machen und für noch mehr Platz wäre. Naja, ich sag lieber nichts, besser um einen kleinen Park joggen als gar nicht.
Was ich witzig finde ist, dass die alle zweireihig parken und mehr. Jeder parkt einfach da wo er will und zieht die Handbremse nicht an. Dann kann der, der ausparken will einfach das andere Auto wegschieben und wegfahren. Hab ich echt schon gesehen.
Und das Bild oben sieht man hier dauernd, in Supermärkten oder Feinkostläden. Da stapeln sich die Schinken bi sunter die Decke... gar nichts für mich aber ich hab gehört es soll hier sogar ein paar Vegetarische Bars oder Restaurants geben. Vielleicht mach ich mich da mal auf die Suche.
Jetzt geh ich aber erstmal ins Bett, meine Nase läuft seit heute mittag. Das ist aber auch nicht gesund mit den vielen Klimaanlagen in den Supermärkten und Bussen. Da muss man ja krank werden! Und das hatte ich ja dieses Jahr schonmal, erinnerst du dich Andi?! :-D

Sonntag, 23. September 2007

Valencia die Schöne

Ich war heute morgen mit Ann-Christin im Stadtzentrum, weil wir gehört haben, dass es dort einen Flohmarkt mit alten Sachen geben soll und weil wir Valencia gerne mal in Sonntagskleidern sehen und die Sonntagsstimmung erleben wollten. Leider hat sich der Flohmarkt als Ramsch- und Plunderverkauf erwiesen (bis auf die Stände vor der Lonja de seda, einer Halle, in der früher Seide verkauft wurde, da wurden Briefmarken und Münzen aus den verschiedensten Ländern verkauft und sogar alte und ungeöffnete Post... auch aus der DDR), aber es hat sich trotzdem gelohnt. Wir sind durch die Gassen gewanderrt, haben Fotos gemacht und den Aufbau der Stadt verstanden. Die kleinen Gassen des Barrio de Carmen sind so schön und verschlungen, neue Häuser lehnen sich an alte baufällige, überall sind Häuser bemalt, beklebt oder besprüht. Das würde euch gefallen, aber besonderst unser Streetartliebhaberin.

streetart - arte de la calle

Die Straßen waren voll mit Leuten, Spanier und Touristen, die spazieren gegangen sind, eingekauft haben oder Frühstücken waren. Einen Café haben wir dann auch getrunken in einer Bar, in der viele Teller mit Häppchen aufgebaut waren. Das System dieses Brunchs: Nimm dir einen Teller und nimm dir was du willst, jedes Teil kostet 1,70€ und am Ende werden die "Zahnstocher" gezählt, die die Brote mit Käse, Schinken oder Wurst belegt, zusammen halten. Meiner Meinung nach eine Verführung zum Betrug, aber was weiß ich wie die Spanier da sind.
Diese gemütliche Stimmung hat uns so gefallen, dass wir uns überlegt haben das öfter zu machen, vielleicht auch als erstes Ritual einzuführen? Sonntags im Zentrum treiben lassen, frühstücken oder Café trinken. Hier ein paar Eindrücke von heute, ich hoffe es gefällt euch.
Und wollt ihr wissen was ich an unserer Wohnung mag? Wenn man im Bad ist kann man die Standuhr der Nachbarn jede Viertelstunde schlagen hören, aber nur von dort.

Valencias Zentrum

Jetzt hab ich mal endlich das Kabel besorgt...

Mein Heim

Heute geht das Hochladen der Fotos etwas besser als gestern, aber immernoch nur in einerschritten. Ihr seht hier also mein Zimmer, mein Haus, die Aussicht und ein bißchen von Valencia. Komisch wie wenig man von der Athmosphäre vermitteln kann, von dem Leben, dem lauten spanischen Stimmengewirr, den ständigen Sirenen und dem Gehupe auf den Straßen. Ich hätte auch gerne ein bißchen warme Lust dazugelegt und ein bißchen Meeresrauschen, um die Stimmung perfekt zu machen. Und ich hab gerade wieder so eine Phase in der ich das Zimmer nicht so schlimm finde, ich glaub das macht auch die Anwesenheit vom Wendelin.

Als ich gestern den Post geschrieben hab (der mir dann dank meiner Unbeholfenheit auf dieser Seite verloren gegangen ist) ist mir klar geworden wie anders unser Leben in der Fremde so ist. Ich komme mir manchmal vor wie in einem Zeitfenster, in das ich eingestiegen bin mit vielen Anderen, aber ohne die mit denen ich sonst durch die Welt segele. Ich hab hier einen Alltag entwickelt und einen Freundeskrie, der sich nur um mich bewegt und den auch sonst (noch) keiner kennt. Und genau so ist es bei euch. Ich kann mit eure Umgebung nur vage vorstellen (bei dir Anne-Sophie besser, weil wir schon zusammen in Paris waren), euren Tagesablauf, die Leute mit denen ihr euch trefft oder die Feste auf denen ihr tanzt. Das finde ich schade, mein Zeitfenster ist schön, aber ohne euch fehlt was, ohne euch und ein bißchen zuhause ist das manchmal so unrealistisch. Was auf der anderen Seite der viele Kontakt auch wieder gut macht.
Mir ist klar geworden, dass ihr eine Art inneres Inventar seid. Versteht ihr nicht? Mir fehlen hier manchmal Sachen, ganz simple. Beispielsweise würde ich gerne mal meine Schuhe putzen oder einen Espresso kochen. Geht nicht, ist alle sin der Wirklichkeit zurück geblieben. Und genauso ist es mit euch, meinem seelischen Haushaltsgeräten. Ihr fehlt in bestimmten Situationen und da ihr ja universal anwendbar seid, nicht so punktuell wie eine Schuhputzbürste, bemerke ich euer Fehlen (und das von Zuhause) öfter und schmerzlicher. Beispielsweise waren wir letztens auf einem Tangoabend in einer Kneipe, aber leider ohne Tänzerin. Nur ein Sänger und ein Gitarrenspieler. Das war so schön und hat mich sehr an Wien erinnert, das Konzert mit euch beiden. Ich war mit wirklich netten Leuten da, aber für eine Weile hab mich mir sehnlichst gewünscht euch dabei zu haben. So ist das. Aber ihr seid ja immerhin mein Inventar und das ist in einem halben Jahr ja wieder leichter zu verwenden.

Freitag, 21. September 2007

(Bild von vorgestern)




Hier ist die Hölle los :)
Ü-b-e-r-a-l-l Franzosen auf den Straßen, die singen, schreien, mit blaurotweißen Fähnchen auf dem Gesicht: Frankreich hat gegen jenesaispas im Rugby gewonnen. Vielleicht sollte ich mein Fenster heute zulassen.
Nach einem kurzen zwei Stunden Sprint durch den Louvre (der jeden Freitag für Leute bis 26 Jahre - jaja, die magische Grenze- gratis zur Verfügung und zur Bestaunung steht) bin ich mit den englischen Mädels (aber nur den netten) und dem spanischen Typen durchs Quartier Latin gestreift. Und heute sind wir alle nicht so in Tanzstimmung, deswegen ist ein früh beendeter Freitag Abend.
Macht aber nichts. Ich bin voller Endorphine heute, die Leute sind so nett hier.
Und jedes Treffen zieht ein nächstes Treffen nach sich, langsam gewöhne ich mich an diesen Rhythmus und bin nicht mehr so überfordert von dem / n vielen Neuen.
Heute hab ich endlich meine Inskription beendet (jetzt nur noch Erasmus-Erweiterungskurs und vielleicht Yoga?) und jetzt brauche ich nur noch die neue Wohnung und es kann vraiment losgehen.
Ich freu mich auf die nächsten Tage. Vielleicht bald mit einem Heißluftballon über Paris? Aber dazu ein anderes Mal mehr...
Und auch wenn ich meine Vokabelausbeute heute eher spärlich war (nur das lausige "fiche", das ich sehr gerne wie "Fisch" ausspreche, obwohl es eher anders heißen sollte, verfolgt uns die ganze Zeit und ist mittlerweile schon zum Insiderwitz geworden: was lernt man über französische Unis als erstes: sie sind verdammt bürokratisch und unorganisiert, mit tausenden von "fiches", aber wenn man Glück hat, trifft man nicht nur auf brüllende Sekretärinnen (ehrlich! Ich hatte total Angst vor der und hab sie auch gar nicht verstanden) sondern auch auf sehr sehr nette, hilfbereite Leute.
Ich mag die Franzosen. Das war vorher mehr ein intuitives Gefühl, aber jetzt hab ich schon so viele positive Erfahrungen gemacht.

Heute ist so ein Abend, den würde ich gerne mit euch allen da draußen gleichzeitig verbringen.
Weil das aber nicht geht, schicke ich euch auf diesem Weg Bisous zu.

Freitag, 14. September 2007

Den letzten beißen die Hunde

Ich bin tatsächlich der Letzte obwohl ich der Erste war. Woran kann das liegen? Ich glaube fast, dass das ein bisschen am Wohnheimsinternet liegt, dass in meinem Fall wirklich sehr schlecht und unzuverlässig ist. Aber ich glaube es liegt auch daran, dass ich aufgrund meiner Wohnsituation so schnell mit so vielen Leuten Kontakt geschlossen habe und mich das teilweise ganz schön beansprucht hat.
So langsam fange ich an die ganzen Bekanntschaften ein bisschen zu sortieren. Folgende Schubladen haben sich in meinem Kopf aufgetan: "Zu vertiefen", "Zu distanzieren", "Zu beobachten". Es ist echt phänomenal wie schnell das in so einem Wohnheim geht, wenn man ein halbwegs offener Mensch ist. Wenn man noch dazu ich ist, kann man da schnell mal den Überblick verlieren. Aber ich bin ja auch froh darüber, so viele Leute zu kennen, das macht es leichter. Und einige der Deutschen (ich habe bis jetzt hauptsächlich Deutsche kennengelernt) sind wirklich nett. Ich kenne mittlwerweile ca. 15 Deutsche oder Deutschsprachige in meinem Wohnheim, in der Physik gibt es ebenfalls ca. 20 derselben und es existiert eine beachtliche Schnittmenge.
Ein weiterer Grund für meine seit ein paar Tagen eingetretene geistige Lähmung ist vielleicht auch, dass ich noch zu erledigende Arbeit vor mir her und bis nach Frankreich geschoben habe; das rächt sich jetzt. Hinzu kommt mein zu niedriger Kontostand und das Wissen, dass ich meinen Geschwistern und Eltern damit die ganze Zeit auf der Tasche liege. Aber daran werde ich mich schon noch gewöhnen.
Ich bin jedenfalls froh wenn ich das mit der Arbeit endlich erledigt habe und mich hier wieder etwas freier bewegen kann. Ich fühle mich nämlich auf unangenehme Weise an München gebunden, ja gekettet. Ein starke Bindung emotionaler Art und Weise an Städte wie Valencia und Mannheim, ist dagegen schon sehr angenehm. Und wenn ich wieder mehr Muse und mich entkettet habe, werde ich hier bestimmt auch mehr Eindrücke hinterlassen.
Jetzt muss ich aber losrennen, bevor mich noch die Hunde erwischen...

die Spanier und die Deutschen

Ich sag euch, das war eine Nacht und das ist eine WG *Kopf.schüttel* Um elf oder halb zwölf bin ich ins Bett, weil wirklich total müde war und es in der WOhnung schon ziemlich ruhig, nur ein wenige Bass aus dem Zimmer von meinem Vermietern, aber das hatmich nicht gestört. Bin auch ziemlich schnell eingeschlafen und dann aber um kurz nach eins rüde von lauten Männerstimmen aus meinem Schlaf gerissen worden. Da haben sich der Argentinier und der Spanier doch tatsächlich mitten in der Nacht lauthals über spanische und argetinische Politiker und andere Sachen unterhalten (naja ob das stimmt kann ich nur vermuten, mir schien es zumindest so durch mein Kopfkissen auf dem Ohr). Und das halt genau neben meiner Tür elendslaut und mit einer Freude, dass ich mir sicher bin denen wardas nicht bewusst, nicht die Bohne! Das sind glaube ich die kulturellen Unterschiede, an die man sich gewöhnen muss oder anpassen, um sich nicht ständig aufzuregen oder ständig verunsichert zu werden.
Dazu noch ein kleines Beispiel von einer Deutschen, die gestern mit war bei der Miriam:
Sie hat jetzt nach sehr kurzer Suche ein Zimmer gefunden, gleich das zweite wars, aber ein Besichtigungstermin stand noch aus. Sie ruft dort an, um zu sagen, dass sie nicht kommt, weil sie schon ein anderes Zimmer hat... und der Typ am anderen Ende sagt ihr das Zimmer wäre jetzt eh schon vermietet und lacht sich schlapp über sie, dass sie absagen will.
Ich glaube das ist unsere artige und ordentliche deutsche Seele, dass man sich so viele Gedanken macht und alles hin und her wendetm, dass man sich manchmal selbst in irgendwelche Zwickmühlen manövriert.

So mein letztes Wort für diesen Moment. Aso, es macht so Spass von dir zu lesen. Diese Welt schein so perfekt für dich genäht und bestickt, wie es besser nicht sein könnte. Und weil wir schon zusammen in Paris waren kann ich mir dich auch vorstellen, in den Straßen und Gassen, mit den Leuten und dein Glück über die Wohnung. Und mir gehts gut, der Abend war schön und hat gleich wieder die nächste Abendplanung nach sich gezogen. So soll das sein im Erasmussog :-)
Und dem Herrn mit der Franzosenmütze und dem Baguette unter dem Arm muss wohl mal einer ein bißchen in den Hintern treten. Ist schon viel länger unterwegs und weiß gar nichts zu berichten? Aber wir sind mal gnädig und schieben das auf das schlecht fanzösische Internet und die vielen Eindrücke, mit denne ja jeder anders umgeht *höhö*
Ihr Lieben, mir gehts gut und diese Seite gefällt mir. Ich schmeiß mich jetzt endlich mal ins Innenstadtgetümmen und suche einen Geldautomat um nachher meinen Sprachkurs zu buchen. Auf den freu ich mich nämlich!

Donnerstag, 13. September 2007

Ach, Linn, ich kann mir grad richtig vorstellen, was du erlebst und seh dich durch die warmen Straßen Spaniens Nachhause gehen...me gusta!
Fehlt nur noch unsre dritte Stimme aus dem bergigen Grenoble.

Ich beschränke mich heut nur auf die knappe Schilderung meines Tages,weil ich echt schon sehr müde grade bin, war ein langer Tag. Und ich seh auch schon nicht mehr scharf, was echt ein Zeichen fürs Bett ist.

Voila.
Zuerst mein compte bancaire eröffnet und sowas wie meinen ersten richtigen französischen Dialog geführt, hihi. Da hat man mir zwar anscheinend mein Willkommensgeschenk unterschlagen (angeblich 50 Euro Büchergutschein, ha da geh ich doch nochmal hin!), dafür war meine Beraterin wirklich wirklich nett...sie hat mir auch angeboten, mit allen Sorgen meines Alltags zu ihr kommen zu können. Das nenn ich Service :-)
Nachdem ich dann ein bisschen am Computer mich in (französische) Handys, Vorlesungsverzeichnis & Co eingelesen hab, bin ich ziemlich lange spazieren gewesen, in Montmatre (ich bin da so nah dran mit der jetzigen Wohnung! Wenn ich mich auf den kleinen Balkon stelle, kann ich Sacre Coeur sehen..), hab einer tollen Straßenmusiker-Band zugehört, war in Secondhand-Geschäften und Bücherläden. Bis ich dann schlussendlich auf dem Cimetiere de Montmartre gelandet bin, der kleinste der großen Friedhöfe in Paris. Hab ein paar Fotos gemacht, Truffauts Grab besichtigt und dann wieder Nachhause.
Jetzt am Abend war ich....tatatadaaa... mit Daniel in der berühmten Cinematheque francaise (als Student kann man da für 5 Euro rein). Und nachdem wir die ersten paar Minuten versäumt haben, aber es grade noch geschafft haben, uns reinzuquetschen, "Le grand Salaud" von Yasuzo Masumura gesehen. Japanisch mit französischen Untertiteln (die übrigens unter der Leinwand elektronisch eingeblendet werden) hat erstaunlich gut geklappt, ich hab wirklich das Meiste verstanden ohne großartig nachzudenken.
Was ich doch ein bisschen beruhigend finde, nach dem überfordernden Sprach-Einstufungstest am Dienstag. Der ging 90 Minuten lang und wir bekamen ein richtiges kleines Büchlein mit Aufgaben ausgeteilt, die wir dann in einem Multiple Choice Test beantworten mussten. Ganz besonders lustig war der Audio-Teil, der mich stark an "Listening Comprehension" in der Schule erinnert hat und bei dem ich dann teilweise doch sehr beliebig / verzweifelt / mein Kreuzchen gesetzt hab...naja, mal sehen, wie das Ergebnis ausfällt. Im Prinzip ist es egal, davon hängt nur ab, in welchen Sprachkurs ich mich einschreiben kann.

Achja, das Einschreiben: Durchblicken tut noch keiner so richtig, für was man sich einschreiben kann und für was nicht (hier gibt es für jede Studienrichtung bestimmte Daten, an denen man sich persönlich für alle Vorlesungen / Übungen einschreiben muss = inscription pedagogique). Aber zum Glück hab ich ein paar Mitstreiter gefunden, die auch "cinéma et audiovisuel" machen wollen, obwohl wir doch angeblich nur "théatre" machen dürfen bzw. andere, die auch gerne beides mischen würden.
Und überhaupt, würde ich gerne so viel: Sportkurse, Kinoabo etc. Vielleicht sollte ich meine Erwartungen ein bisschen runterschrauben, aber ich will irgendwie alles ausschöpfen was geht und ja keine tollen Möglichkeiten verpassen.

Aber jetzt gehe ich wohl erstmal ins Bett (erwarte aber auch hier, bitte nicht denselben Scheiss zu träumen wie gestern Nacht..) und unterbreche damit auch gleich mein Ritual, jeden Abend vor dem Einschlafen, mich an der tollen DVD-Sammlung meines Vermieters zu bedienen (bis jetzt gesehen "Orphée" von Cocteau und "Shadows" von Cassavetes)

Am Wochenende gibts auch wieder Programm: Bibliotheksführung im Centre Pompidu, "Jour Patrimoine" (2 Tage lang sind öffentliche Gebäude und fast alle Museen gratis zugänglich). Und überhaupt: Bekanntschaften knüpfen / vertiefen.
Das Letztere ist wirklich das Wichtigste; Leute die man richtig ins Herz geschlossen hat, die man "sicher" hat, die fehlen noch und die vermisse ich auch in den Stress-Stimmungstiefs besonders. Aber da ich ja noch nicht mal eine Woche hier bin, ist es noch viel zu früh, darüber nachzudenken.

Aber jetzt grade, auf der Nachhausefahrt mit der Métro, hat sich Paris schon sehr heimatlich angefühlt.

Als kleines Betthupferl noch folgende Skurrilität, die ich gestern - im Jardin du Plantes, neben mir auf der Bank eine so süße alte Frau in beigem Trenchcoat, die lose alte Bücherseiten aus einer Plastikdose ausgepackt und gelesen hat - in meinem Führer gelesen hab (es geht um den Eiffelturm) :
"Der Turm regte häufig für Abenteuerlust an. Bergsteiger erklommen ihn, von der Spitze radelte ein Journalist hinab, stürzten sich Fallschrimspringer hinunter, Trapezkünstler nutzten ihn als Gerüst. 1911 versuchte der Pariser Schneider Reisfeldt, mit einem zu Flügeln drapierten Cape von der Brüstung abzuheben."

Nachtgefaltert

22:05 Uhr, 26°C. Die Uhrzeit stimmt jetzt nicht mehr so ganz, die gefühlte Temperatur ist aber eher noch gestiegen. Auf meinem Heimweg gerade von Spaghetti mit Tomatensoße in der äußerst gemütlich Wohnung meiner Erasmus-Mainz-Valencia-Mitkämpferin Miriam bin ich über diese Temperaturanzeige gestolpert...
Man setze sich 2 1/2 Stunden in ein Flugzeug (und leide in diesem möglichst viel, damit man sich den Spass danach auch wirklich verdient hat - das Leid darf durch ein kotzendes Kind im Sitz vor einem kurz vor der Landung gerne auch beträchtlich erhöht werden) fliege dabei mit einem kleinen Abstecher über die Dächer von Paris nach Süden, um dann dem von uns so lange vermissten Sommer gegenüber zu treten. Ich kann nicht leugnen, dass es mir irgendwie gefällt nicht mehr frieren zu müssen, aber mein Bett mit einer Wärmflasche (vielleicht auch einer menschlichen) würde ich trotzdem nicht abschlagen gerade.
Ich bin gut angekommen und habe mein Zimmer bezogen. Spanien ist anders als Deutschland und Valencia ist spanisch. Laut, schnell, Hochhäuser, stickig und lebensfroh. Und es hat Sand zwischen den Zehen, so wie wir heute nach einem Tag am Meer.
Man muss sich Zeit geben zum Eingewöhnen, keiner hat gesagt dass es einfach wird und keiner hat gesagt, dass man nach einer langen und schönen Zeit mit Lieblingsfreunden und Freund und Familie nicht auch ein bißchen Heimweh haben darf.
Mehr kann ich gar nicht sagen zu all den EIndrücken, die noch auf mich einprasseln. Doch eines noch: Ich glaube ich habe nichts vergessen außer einer Sache, das Kabel mit dem ich die Kamera an den Laptop anschließe... das heißt erstmal keine Bilder. Sorry - äh das muss heißen (bei so viel französischem Charme auf dieser Seite) pardon, da muss die Mutterpost ran und ich hoffe das geht recht schnell.
Aso, ich würde so gerne einen Abstecher zu dir machen und die schönen und verwinkelten Straßen von Paris bestaunen und Andi, es ist ganzschön schwer sich hier einzufinden, wenn man nicht weiß wann und wie das nächste akustische Zusammentreffen stattfindet. Ich bin trotzdem zuversichtlich gerade (bin ja noch nicht beraubt worden) und bin gespannt was noch kommt, solange das Geld nicht ausgeht betimmt noch viel und meines geht irgendwie schnell zu Neige.
Eines zeigt mir die Zeit hier: Freunde sind wichtig für die seelische Ausgeglichenheit und für eine Sicherheit was die Zukunft angeht.
Und ich habe die Besten erwischt.

Mittwoch, 12. September 2007


Jede Geschichte hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende, aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.
- Jean Luc Godard


Für die vielen Eindrücke, Verwirrungen, Herausforderungen, Gefühle finde ich heute keine Worte mehr. Ich lass die Bilder ein bisschen erzählen. hier

Aber ich fühle mich sehr wohl hier. Erkunde Straßen, Orte, U-Bahn Pläne, wühle mich durch Vokabeln und Bürokratien, schaue Menschen an und bin glücklich.
Wie ein Kind im Süßigkeitenladen fühle ich mich: alles aufsaugen, alles gierig aufnehmen und einverleiben wollen.

Paris ist toll. Heute nachmittag saß ich im Jardin du Plantes, in der Herbstsonne, und hab mit jeder Pore gespürt, dass es so viel Leben, so viele Möglichkeiten hier gibt...ich muss sie nur finden und wahrnehmen.

Gute Nacht euch allen. Vor allem dir, Linn: Willkommen in der Erasmus-Welt.



Dienstag, 4. September 2007

Letzte Tage bis...

Ich mag keine letzten Tage, keinen Countdown bis zum Tag X. Ich glaub das war bisher die gefühlt längste Woche in meinem Leben. Ich schwimme so zwischen Zeitdruck (die Luft wird immer knapper), weil noch so viel zu erledigen ist, Wichtiges einkaufen und bei sämtlichen Ärzten vorstellig werden, und Zeitstau (Hyperventilation), weil sich einfach nichts tut und sich doch alles nur auf den Tag hinbewegt an dem ich ins Flugzeug steige und im Chaos ausgespuckt werde. Denn ist man erstmal mittendrin, dann ist alles kein Problem mehr.... naja zumindest sind alle Schwierigkeiten dann notwendige Folge der eigenen Entscheidung und deswegen auszuhalten. Das Zimmer ist eh schon seit Tagen ein großer Koffer, ein bißchen ungeordnet und noch längst nicht vollständig, aber es schreit schon zum Aufbruch zwischen Kleidern, undurchsichtigen, aber unbedingt mitzunehmenden Unterlagen und Wörterbüchern, die auszusortieren sind angesichts der geringen Gepäckgewichts bei bestimmten Fluglinien (aber ich muss doch auf jeden Fall vorbereitet sein! Was ist wenn ich Franzosen kennenlerne, dann brauch ich ein Französischwörterbuch, und bei Engländern eines für Englisch und ein kleines spanisches für die Tasche...). Ich bin sowieso der Meinung man sollte das Gepäckgewicht mit dem Körpergewicht berechnen. Denn warum darf mein Nachbar genausoviel Gepäck mitnehmen, wenn er aber 5 Kilo mehr wiegt als ich? Und überhaupt sind Männer schwerer als Frauen, das sollte man doch berücksichtigen! Das würde mich doch echt animieren mal noch siorichtig abzuspecken... sowürde Deutschland schnell schlanker (sollte mal jemand vorschlagen). Ungerecht ist das und zwingt mich zu minimieren und ständig meinen Koffer auf die Wage zu stellen und auf Diät zu setzen. Schwierig ist das und macht ja irgendwie auch Spass, das kann ich nicht leugnen.
Ich spring also wieder ins Zeitbecken und lass mich treiben, der Abflug kommt ja sowieso und zwar genau in 7 Tagen, 6 Stunden und 8 Minuten.