Donnerstag, 13. September 2007

Ach, Linn, ich kann mir grad richtig vorstellen, was du erlebst und seh dich durch die warmen Straßen Spaniens Nachhause gehen...me gusta!
Fehlt nur noch unsre dritte Stimme aus dem bergigen Grenoble.

Ich beschränke mich heut nur auf die knappe Schilderung meines Tages,weil ich echt schon sehr müde grade bin, war ein langer Tag. Und ich seh auch schon nicht mehr scharf, was echt ein Zeichen fürs Bett ist.

Voila.
Zuerst mein compte bancaire eröffnet und sowas wie meinen ersten richtigen französischen Dialog geführt, hihi. Da hat man mir zwar anscheinend mein Willkommensgeschenk unterschlagen (angeblich 50 Euro Büchergutschein, ha da geh ich doch nochmal hin!), dafür war meine Beraterin wirklich wirklich nett...sie hat mir auch angeboten, mit allen Sorgen meines Alltags zu ihr kommen zu können. Das nenn ich Service :-)
Nachdem ich dann ein bisschen am Computer mich in (französische) Handys, Vorlesungsverzeichnis & Co eingelesen hab, bin ich ziemlich lange spazieren gewesen, in Montmatre (ich bin da so nah dran mit der jetzigen Wohnung! Wenn ich mich auf den kleinen Balkon stelle, kann ich Sacre Coeur sehen..), hab einer tollen Straßenmusiker-Band zugehört, war in Secondhand-Geschäften und Bücherläden. Bis ich dann schlussendlich auf dem Cimetiere de Montmartre gelandet bin, der kleinste der großen Friedhöfe in Paris. Hab ein paar Fotos gemacht, Truffauts Grab besichtigt und dann wieder Nachhause.
Jetzt am Abend war ich....tatatadaaa... mit Daniel in der berühmten Cinematheque francaise (als Student kann man da für 5 Euro rein). Und nachdem wir die ersten paar Minuten versäumt haben, aber es grade noch geschafft haben, uns reinzuquetschen, "Le grand Salaud" von Yasuzo Masumura gesehen. Japanisch mit französischen Untertiteln (die übrigens unter der Leinwand elektronisch eingeblendet werden) hat erstaunlich gut geklappt, ich hab wirklich das Meiste verstanden ohne großartig nachzudenken.
Was ich doch ein bisschen beruhigend finde, nach dem überfordernden Sprach-Einstufungstest am Dienstag. Der ging 90 Minuten lang und wir bekamen ein richtiges kleines Büchlein mit Aufgaben ausgeteilt, die wir dann in einem Multiple Choice Test beantworten mussten. Ganz besonders lustig war der Audio-Teil, der mich stark an "Listening Comprehension" in der Schule erinnert hat und bei dem ich dann teilweise doch sehr beliebig / verzweifelt / mein Kreuzchen gesetzt hab...naja, mal sehen, wie das Ergebnis ausfällt. Im Prinzip ist es egal, davon hängt nur ab, in welchen Sprachkurs ich mich einschreiben kann.

Achja, das Einschreiben: Durchblicken tut noch keiner so richtig, für was man sich einschreiben kann und für was nicht (hier gibt es für jede Studienrichtung bestimmte Daten, an denen man sich persönlich für alle Vorlesungen / Übungen einschreiben muss = inscription pedagogique). Aber zum Glück hab ich ein paar Mitstreiter gefunden, die auch "cinéma et audiovisuel" machen wollen, obwohl wir doch angeblich nur "théatre" machen dürfen bzw. andere, die auch gerne beides mischen würden.
Und überhaupt, würde ich gerne so viel: Sportkurse, Kinoabo etc. Vielleicht sollte ich meine Erwartungen ein bisschen runterschrauben, aber ich will irgendwie alles ausschöpfen was geht und ja keine tollen Möglichkeiten verpassen.

Aber jetzt gehe ich wohl erstmal ins Bett (erwarte aber auch hier, bitte nicht denselben Scheiss zu träumen wie gestern Nacht..) und unterbreche damit auch gleich mein Ritual, jeden Abend vor dem Einschlafen, mich an der tollen DVD-Sammlung meines Vermieters zu bedienen (bis jetzt gesehen "Orphée" von Cocteau und "Shadows" von Cassavetes)

Am Wochenende gibts auch wieder Programm: Bibliotheksführung im Centre Pompidu, "Jour Patrimoine" (2 Tage lang sind öffentliche Gebäude und fast alle Museen gratis zugänglich). Und überhaupt: Bekanntschaften knüpfen / vertiefen.
Das Letztere ist wirklich das Wichtigste; Leute die man richtig ins Herz geschlossen hat, die man "sicher" hat, die fehlen noch und die vermisse ich auch in den Stress-Stimmungstiefs besonders. Aber da ich ja noch nicht mal eine Woche hier bin, ist es noch viel zu früh, darüber nachzudenken.

Aber jetzt grade, auf der Nachhausefahrt mit der Métro, hat sich Paris schon sehr heimatlich angefühlt.

Als kleines Betthupferl noch folgende Skurrilität, die ich gestern - im Jardin du Plantes, neben mir auf der Bank eine so süße alte Frau in beigem Trenchcoat, die lose alte Bücherseiten aus einer Plastikdose ausgepackt und gelesen hat - in meinem Führer gelesen hab (es geht um den Eiffelturm) :
"Der Turm regte häufig für Abenteuerlust an. Bergsteiger erklommen ihn, von der Spitze radelte ein Journalist hinab, stürzten sich Fallschrimspringer hinunter, Trapezkünstler nutzten ihn als Gerüst. 1911 versuchte der Pariser Schneider Reisfeldt, mit einem zu Flügeln drapierten Cape von der Brüstung abzuheben."

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